Geschichte

 

 

 

Ein Leben als Angestellter bei Dirk und Johann Iden Kruitkremer

 

 

Am 13. August 1552 bin ich, Gerold Hans-Peter Müller, geboren. Es war eine schwierige Zeit und ich bin in einem Armenviertel geboren. Ich wollte dann, seit ich zehn war, Münzmeister werden. Leider ist der Münzmeister, bei dem ich eine Lehre angefangen hatte, gestorben. Deswegen musste ich dann zu Dirk Iden. Der Anfang für mich war sehr schwer, weil mein Meister ziemlich streng war und ich die ganze Zeit Ärger am Hals hatte. Das erschwerte die Arbeit erheblich. Im Jahre 1566, als ich 14 Jahre alt war, fing ich die Lehre bei Dirk Iden an. Damals prägte er für Jever und die Gräfin Anna und ihre Söhne Edzard II, Christoph und Johann. Trotzdem handelte er  auch weiterhin mit Leinen.

Als ich abends nach Hause kam, war mal wieder Radau zu Hause! ,, Ach Gerold, auch mal wieder zu Hause!" Das war wieder einmal meine Mutter, sie kann es nicht lassen, sie sieht nur die schlechte Seite von meinem Meister, langsam nervt es. ,, Es war noch viel zu tun auf der Arbeit", sagte ich. Es ist verwunderlich, dass sie Dirk Iden noch nicht getötet hat. Das hätte sie wahrscheinlich nicht gemacht, da ich sonst meine Lehrstelle verlieren würde. Mein Vater war noch nicht zu Hause. Er kam in letzter Zeit immer später, weil auf der Werft, auf der er arbeitete, neue Schiffe ankamen, die reparieren musste. Am liebsten würde ich mich sofort wieder ins Bett legen, aber ich musste ja leider noch das Holz hacken. Morgen hätte ich das nicht machen dürfen, denn dann war Sonntag und wir durften nicht arbeiten und mussten in die Kirche gehen. Das war für mich gut, denn bei meinem Münzmeister hatte ich nur die kurzen Mittagspausen die 10 Minuten lang waren. Da war ich immer froh, dass ich wenigstens einen Tag in der Woche eine Pause von der Arbeit hatte. Am Montag ging es dann wieder los, um fünf Uhr aufstehen, schnell essen und auf zur Arbeit. Nach drei Jahren war meine Lehrzeit zu Ende, aber ich entschloss mich, weiter für Dirk Iden zu arbeiten. Ab dem 20. März 1568 begann Dirk Iden mit der Talerprägung, den Halb-, Viertel- und Achteltaler. Vom 29. März dieses Jahres mit Goldgulden; ab 26. April Kleingeld. Das hieß für uns, neue Stempel vom Eisenschneider herstellen zu lassen und die Alten wieder einzuschmelzen. Ich fand, das war ziemlich viel Arbeit, aber was sollte ich mich denn beklagen, anderswo gab es keinen Arbeitsplatz, deswegen blieb mir nichts anderes übrig. Ich habe mir auch eine neue Wohnung zugelegt, weil mein Vater meinte, dass ich nach meiner Lehre ausziehen sollte. Ich bemühte mich, abends in der Zeitung nach etwas Günstigem zu suchen. Als ich etwas gefunden habe, schaute ich mir die Wohnung an und kaufte sie letztendlich.

Die nächsten Monate vergingen wie im Flug. Im Oktober 1568 war die Oktoberprobation, wo Dirk Iden nicht anwesend war. Bei der nächsten Probation im Mai 1569 war er auch nicht da, aber dann schickte er Johann und im Juni einen Sekretär des Grafen als Vertretung.

Im nächsten Jahr wurde beschlossen, dass Münzstätten im Umkreis bis auf vier alle geschlossen werden sollten. ,, Satan steht vor der Tür", hörte ich Johann sagen. Er hatte Angst, dass auch unsere Münzstätte geschlossen werden könnte. Dies ist aber nicht geschehen, eine Ausnahme von der Regel gibt es zwar selten, aber es gibt sie noch. Die Münzstätte wurde dann auf Bitten des ostfriesischen Grafen als 5. Münzstätte erhalten.

Im Jahre 1571 sollte sein Sohn den Betrieb übernehmen. Ich machte mir Sorgen und hakte nach, ob ich übernommen werde. ,, Ich habe eine Frage an Sie", rief ich zu Dirk Iden, als er an mir vorüber lief. Verwundert schaute er mich an und sagte:,, Was denn, Herr Müller ?" ,, Ich wollte fragen, was denn jetzt ist, wenn ihr Sohn die Werkstatt übernimmt, werde ich übernommen? Ich dachte, vielleicht könnte ich das vorher erfahren, damit ich mich schon mal nach einer anderen Arbeit umschauen könnte." Dirk Iden antwortete darauf:,, Ich dachte eigentlich, dass Sie bei uns bleiben." Er ging wieder und ich war ziemlich erleichtert. Dirk Iden war schon so tief in den Schulden, dass er dann am 15.4.1571 seinem Sohn offiziell die Werkstatt übergab. Dadurch kamen mehr Arbeiter und die Löhne wurden gekürzt, aber ich musste genauso lange arbeiten wie, sonst auch immer. 

1572 kaufte Dirk für seinen Sohn einen Teil des Valkenhofes in Emden; im Turm wurde dann die Werkstatt aufgebaut.

Im Jahre 1576 kam dann der Konkurs und so kam es, dass ich schon mit 23 ohne Arbeit war. Ich machte mich wochenlang auf die Suche nach einer Stelle in einer anderen Münzstätte, da ich keine fand, stellte ich mich auch anderswo vor. Als ich später eine Arbeit als Münzpräger in Leer gefunden hatte, erfuhr ich, dass Dirk Iden am 26.März 1572 im Auftrag des Grafens verhaftet worden war.